Gentechnisch veränderter Weizen versagt im Freiland

Testbiotech fordert neues Konzept für Risikoforschung
Montag, 26. July 2010
München

Schweizer Wissenschaftler berichten in einer aktuellen Publikation von alarmierenden Effekten bei gentechnisch verändertem Weizen. Während der Weizen unter idealen Bedingungen im Gewächshaus normalen Wuchs und eine verbesserte Resistenz gegen Pilze zeigte, entgleiste der Stoffwechsel der Pflanzen unter Freilandbedingungen. Der Weizen wies einen signifikant höheren Befall mit Mutterkorn auf, einer extrem giftigen Pilzkrankheit. Es kam zu erheblichen Ernteeinbußen bis zu 50 Prozent. Testbiotech fordert, dass an gentechnisch veränderten Pflanzen sogenannte Stresstests durchgeführt werden, bevor sie ins Freiland kommen.

„Die Versuche in der Schweiz zeigen, dass es bei der Risikoabschätzung gentechnisch veränderter Pflanzen eine große Sicherheitslücke gibt: Bislang wissen wir viel zu wenig darüber, wie sich diese Pflanzen unter wechselnden Umweltbedingungen verhalten, die beispielsweise durch den Klimawandel verursacht werden. Die zusätzlichen Gene unterliegen nicht der Kontrolle durch die natürliche Genregulation, ihre Stabilität muss deshalb systematisch und unter wechselnden Bedingungen getestet werden“, sagt Dr. Christoph Then, Geschäftsführer von Testbiotech e.V.

Es handelt sich hier um ein generelles Problem gentechnisch veränderter Pflanzen. Es ist bekannt, dass die natürliche Gen-Regulation der Pflanzen durch die zusätzlichen Genkonstrukte gestört werden kann. Geraten die Pflanzen unter Stress, kann ihr Stoffwechsel aus der Bahn geraten. Mögliche Folgen können unter anderem ein Anstieg giftiger Inhaltsstoffe, stärkerer Schädlingsbefall oder Ernteausfälle sein. Trotzdem sind die Reaktionen von gentechnisch veränderten Pflanzen auf unterschiedliche Umwelteinflüsse bisher kaum erforscht.

Testbiotech stimmt den Schweizer Forschern nicht zu, die die Reaktionen der Pflanzen vor allem im Freiland testen wollen. Christoph Then erläutert: „Freilandbedingungen erlauben keine systematische Untersuchung bestimmter Einflussfaktoren. Die äußeren Bedingungen hängen hier zu stark von Zufällen ab. Extreme Umwelteinflüsse wie wechselnde klimatische Bedingungen können im Gewächshaus besser simuliert werden, als durch den Anbau der Pflanzen im Freiland.“ Entsprechende Tests sollen für die Risikoprüfung von gentechnisch veränderten Pflanzen bindend vorgeschrieben werden. Ein entsprechendes Crash-Test-Konzept stellte der Verein bereits im Oktober 2009 vor.

Die Veröffentlichung von Zeller S.et al (2010). Transgene × Environment Interactions in Genetically Modified Wheat findet Sie unter: http://www.plosone.org/article/info:doi/10.1371/journal.pone.0011405

Den Bericht von Testbiotech zum Thema Risikoabschätzung und dem Konzept von 'Crash-Tests' finden Sie unter http://www.testbiotech.org/node/96

Kontakt: 

Für weitere Informationen wenden Sie sich bitte an: Christoph Then Tel.: 0151 54 63 80 40

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